Freitag, 1. Juni 2012

Der Ritter von Oranje

Hallo, Ihr Lieben, 
da ist er wieder, der Blog der Woche von der Insel.
Letzte Woche Samstag spätabends rief Notty, unser ehemaliger Bauleiter an:

... er hat es ganz vergessen, und ob wir wohl Zeit und Lust haben auch dabei zu sein, am Sonntag ist ein kleines Fest bei Ihm, sein Vater wurde 83 und außerdem zum Ritter von Oranje (so eine Art Niederländisches Bundesverdienstkreuz) geschlagen...

Klar, die Feste bei Notty sind immer sehr familiär und nett, über die Einladung haben wir uns gefreut.

Wir haben aber nicht wirklich gewusst, was uns erwartet....

Am Sonntag dann haben wir uns rausgeputzt und sind los gefahren, aber schon ganz ganz unten an der Hauptstraße, ca. 700 m von Notty's Haus entfernt...

alles voll. Autos wohin das Auge blickte....

da ganz ganz oben ist Notty's Haus, alles voll

rechts und links die Straße hoch mal eben ein paar Parkplätze frei geschaufelt. Alles voll
Im Eingangsbereich wurde man mit solch einem strahlenden Lächeln von einer Schwester Notty's empfangen.
Man bekam ein Passfoto des Jubilars ans Revers geheftet, auf dem er hinten drauf per HAND! ein Dankeschön für den Besuch geschrieben hat.
Wir waren Besuch Nummer 405 und 406!!
Kleines Fest!!
Und wir waren längst längst längst nicht die Letzten!! 

Strahlen um die Wette: Schwester von Notty und Abendsonne
ein Gläschen Schaumwein wird jedem zur Begrüßung gereich, frisch aus dem Brunnen

 Begrüßungskomitee: ein warmes Willkommen, ein Gläschen Schaumwein und der obligatorische Eintrag ins selbst gebastelte Gästebuch...

Wir haben uns bereits verewigt, die nächsten Besucher standen Schlange
...und da ist er dann, Notty, freudestrahlend und SO stolz auf seinen Vater!
Für die Nachwelt wird die Feier festgehalten, und im Hintergrund steht Maureen mit Shenko, einem Cousin von Notty
der ist ein Hühne, Rasta und trägt heute zur Feier des Tages die Haare offen, das  sind seine Haare, die er da in der Hand hält

noch nicht dunkel, aber sie tanzen schon
Eine ganze Wand voll mit Urkunden und Zertifikaten, der Mann hat viel erreicht in seinem Leben

 Man kann gar nicht alles auf ein Bild bekommen, Victor Bartholomeus  hat sein Leben ganz der Familie, dem Hof und dem Seú gewidmet. Erinnert Ihr Euch an den Marsch de Seú? Das vorgezogenen Erntedankfest? Das ist seine Welt, das hat er als Tradition auf der Insel über Jahre gepflegt. Mit großem persönlichen Einsatz. Und darum hat die niederländische Königin ihn auch ehrenhalber zu ihrem Ritter erklärt, zu einem
Ritter von Oranje
Es passiert gar nicht oft, dass einem  Niederländer außerhalb Hollands diese Ehre zuteil wird.


Notty und Familie sind mit Recht sehr sehr stolz.

Mehr Devotionalien: auf dem Bild links ist Victor mit dem Gouverneur von Curacao zu sehen
liebevoll gedeckt, Tisch mit Geburtstagstorte und kleinen Gaben (Kuchen) die man Gästen mitgibt, wenn sie aufbrechen
Junge Mädchen bringen immer wieder Getränke unters Volk, interessant Farben haben die Flüssigkeiten

Häppchen wurden gereich
alle haben sich schick gemacht. Klein und...
auch die Großen holen alles aus sich raus!
auch schick!
Und hier habe ich ihn dann nach vielen vergeblichen Versuchen auch tatsächlich aufs Bild bekommen, den Jubilar: 83 Lenze und Ritter von Oranje. Und ein Riesenfest mit über 500 Menschen alle ihm zu Ehren.

Was aber dann so gegen 19 Uhr passierte, hat alle unseren bisherigen Feestje-(Fest) Erfahrungsrahmen weit gesprengt...

Das ist er: der Ritter Victor
 Es wird geschwoft, die Tanzkultur ist hier ganz ganz anders als in Europa...
Es wird ein Lied gespielt, getanzt.... und dann schwupps, laufen alle von der Tanzfläche.
Nächstes Lied beginnt...Schwupps die Paare wuseln wieder alle auf die Tanzfläche..
Lied zuende... Tanzfläche leer... Neues Lied... Tanzfläche voll. 
Sehr lustig wirkt das auf uns.
...getanzt wird immer mit Hingabe!
Nochmal Shenko von hinten... DAS IST EINE MÄHNE!

Ja, und dann gings los, sowas habe ich noch nicht erlebt.. die Jungs im traditionellen Gewand vom Marche de Seú kamen als Überraschung und machten... 
.. laute Geräusche..

Sie bliesen rhythmisch auf riesigen Kuh-Hörnern!!
Tja, und da es immer mehr wurden und viele Kuh-Hörner Töne erzeugten, wurde sowas wie Musik daraus, dazu kamen die - wie soll ich es nennen -  Hand-Trommeln (? dazu folgt nachher noch ein Bild), es klang wie...
...es klang wie Afrika!

Beschwörend, rhythmisch, mitreißend...
Alle Gäste sprangen sofort hoch und drängten sich um die Musiker... Arme wurden geschwungen, es wurde mitgetanzt, es war...
es war der Hammer,
man konnte sich dem nicht entziehen, ich bekomme jetzt noch Gänsehaut wenn ich nur darüber schreibe! 
Da kamen die Jungs angeblasen...
die Jungs gaben alles
 Kuh-Hornblasen ist schweißtreibend!
so sieht das dann aus der Nähe aus!
und hier die Trommler, ganz cool, links die 'Handtrommel'
 Diese 'Handtrommel' ist eine Art Spaten, der mit einer Hand gehalten wird, die andere hält einen Metallstab der drauf geschlagen wird...
Rhythmus, wo jeder mit muss.
Das alleine war schon toll genug, aber dann..
..dann griff sich der Jubilar das Mikro und sang dazu...

hier der Jubilar am Mikro...in der Mitte vor der Porch


Alle GINGEN MIT, mit singen, mit sich im Rhythmus wiegen, mit allem, mit Haut und Haar...
die Musik hörte nicht auf, die 'Melodie' kam vom Sänger,alte traditionelle Ernte- und Aussaat-Gesänge
Nach einer Weile sang dann eine Frau ein Solo, dann ein Duo, alles ineinander übergehend, fast schon hypnotisch..
Was für ein Erlebnis.
Rund 45 Minuten hat das gedauert, meine Dauergänsehaut ebenfalls! 

Hände wurden geschwenkt, alle waren ganz  DABEI
 Wirklich alle Alterklassen waren jetzt auf den Beinen und machten den Seú mit  - inklusive Maureen und mir 

und wer war noch dabei? Richtig, die Dame kennen wir alle, die Frau von Edgie!
 Dann wurde wieder getanzt,.. Verzeihung, geschwoft was das Zeug hält... 
inniglichst..
Auf sauber geputzen sehr schicken Schuhen....
 und die Damen meist auf solch hohen Absätzen
Ja, und irgendwann kam die Stunde des Abschieds, und wir wollten uns heimlich vom Acker machen.
Schön war es...
Aber das mit dem HEIMLICH hat leider nicht geklappt, Notty hat uns abgefangen und mit Maureen noch eben ein Abschiedstänzchen gemacht...

Ein Bierchen in der Hand darf nicht fehlen!
Das war ein ausgesprochen beeindruckendes Fest!
Schön auch der Brauch, jedem der die Feier verlässt, etwas mit auf den Weg zu geben:
unsere Gästegaben
2 mal leckerer Feigen-Kuchen, selbst gebacken und handverpackt, 
eine Laudatio auf den Ritter (gut zum Papiamentu üben! und als laminiertes Lesezeichen zu verwenden), 
die beiden Bilder mit dem Dankeschön, 
und eine kleine Flasche mit weißem Rum und dem Konterfei von Ritter Victor


Eine ganz nette Abschiedsgeste, wie wir finden.


Das war das eindringlichste, bewegendste und schönste Fest, an dem wir bislang teilnehmen durften. Gänsehaut und Tränen in den Augen haben sich abgewechselt.


Es war einfach - großartig, authentisch, afrikanisch, freundlich, überwältigend!


Hoch lebe Ritter Victor!


Ein kleiner Einblick in die Kultur der Menschen vom Land auf Curacao.
Es war einfach wunderbar.
Danke, dass wir teilhaben durften und wir teilen diese außergewöhnlichen Eindrücke gerne mit Euch!


Wir 6 wünschen Euch eine gute Woche mit schönem Wetter..


Es grüßen Eure immer noch bewegten Insulaner!






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